Xian | 11.8.2018

Guten Abend ihr Lieben,
heute bin ich platt, aber der Reihe nach. Nach dem unvergleichlichen Vormittag gestern, hatten wir nachmittags 4 Stunden frei, um Abends mit den chinesischen Schüler_innen des Meisters gemeinsam die 13er Form aus dem Taiji zu üben. Und es ging quasi überhaupt nicht, wie morgens vorm Ritual lautstarke und chaotische Diskussion, wie denn jetzt die Form zu laufen wäre. Dabei stellte sich erneut raus, was sie für einen Hang zum Militärischem haben. Sie konnten gar nicht glauben, dass wir nicht marschieren können. Von uns war überhaupt nur einer bei der Bundeswehr. In China wird in allen Altersklassen marschieren geübt, es beginnt mit 3 Jahren in der Kita und wird ganz klassisch mit Eins Zwo, Eins Zwo auf chinesisch begleitet. Das wir 17 in dem Moment uns mit der ungefähr gleichgroßen Gruppe Chines_innen überhaupt auf ein gemeinsames Bewegungstempo einigen konnten, ging ein wenig besser mit Vortuner und richtig erst mit zackigen Kommandos.

Heute haben wir das andere China kennen gelernt, was ich gut von vor 2 Jahren kenne. In Aller frühe in die Riesenstadt gefahren, mit für mich nie gesehen Häuserschluchten, Smog, Dreck, Lautstärke. Um uns dann in noch heißerer Sonne mit 1000 Taijiübenden zu einem Gruppenfoto aufzustellen und dann anschließend nicht enden wollten Bewegungsabfolgen zu sehen. Damit ihr mich nicht falsch versteht, ich schaue gerne 2 Stunden oder so schönes Taiji, dynamische Wuschu Kindervorführungen und exotische Waffenformen an. Aber nicht den ganzen Tag! Abgesehen von einer 90 Minütigen Mittagspause in der wir mit 50 Leuten Essen waren, lief von 9 bis 17 Uhr durchgehend Formen, je 3 bis 4 Minuten lang.

Die Veranstaltung ging noch bis 22.30 so weiter…

Ich bin da auch 2 mal angetreten, also wenn nicht noch ein Wunder passiert, werde ich in diesem Leben nicht mehr ein Freund der Vorführungen. Einige von uns machen morgen, dass gleiche nochmal mit Waffenformen, aber ich und andere haben FREI! Das benötige ich dringend, bisher gab es unendlich viel Input und sehr wenig Zeit zum verdauen. So hat dieser geballte Tag die Ereignisse und meine Emotionen von gestern, völlig beiseite geschoben. Morgen will ich für mich üben und forschen, was dieser Wandel in mir bewirkt hat. Gestern Nachmittag hatte ich den Eindruck, dass ich leicht tiefer in die Übungen eintauchen kann und dabei deutlich mehr Energie hatte.

Heute Nacht habe ich unruhig geschlafen, ich habe ganz viel ungewohntes und neues geträumt, wenn auch mit westlichen Themen und ich hatte den Eindruck, dass verschiedene Seelenanteile von mir mit Integration beschäftigt waren.

Herzliche Grüße und eine gute Nacht,
Jan