Xian | 15.8.2018

Ni Hao ihr Lieben,
so, jetzt habe ich einige Tage nichts von mir hören lassen und hole nun die letzten Tage nach. Aber erst ein mal: Danke für eure Glückwünsche!

Am Sonntag Abend gab es eine Abschiedsparty mit den chinesischen Schüler_innen. So ein festliches Büfett wie da, habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Was wohl dann erst bei der Hochzeit am Samstag aufgetischt wird…  Der Abend war bunt und unterhaltsam, von einer Opernsängerin, die beim singen im Auto im Kreis gefahren wird, über viel spontanes Xingyi Quan und Bagau Zhang üben, bis hin zum unvermeidlichen Karaoke singen.

Am Montag hatte ich und einige Andere das unverhoffte Vergnügen einem 61 jährigem Xingyi Meister und seinem Sohn, der ebenfalls Meister ist, Fragen stellen zu können und vielen Erzählungen lauschen zu können. Gestern waren wir an dem Ort, an dem wir eigentlich hätten üben sollen, dem Kloster An Lu Gong.

Es ist eines der Ursprungsklöster des Nei Dan Gong. Es war so schön und berührend, direkt als wir angekommen sind, war es als hätte jemand die Lautstärke von uns runter gedreht. Es lag in den Bergen, sprich endlich mal gab es gute Luft zum durch atmen. Für mich war es wie ein ganz tiefes nach Haus kommen, bei dem die Tränen flossen. Das Qi dort war sehr intensiv, habe dort eine Stunde geübt, hat sich während dessen und danach angefühlt, wie eine Woche. Falls ich mir weitere Chinareisen an tun sollte, dann bitte hier! Der daoistische Mönch Meister Li, hat unserer Dolmetscherin Akupunktur wegen ihrem angeschwollenem Fußknöchel gegeben und wir konnten innerhalb von Minuten sehen, wie der Fuß abschwoll.

Was für mich sehr ungewohnt war, in der Mittagshitze Schnaps in größeren Mengen aus Wassergläsern zu trinken. Habe ich auch ausprobiert ;-). Anschließend waren wir noch in einem weiteren, allerdings sehr großen Kloster, Louguantai. Dort soll das Buch der Wandlungen, das I Ging, geschrieben worden sein. Ich weiß nicht, ob es am Schnaps oder an der Hitze oder an der Kombination von beidem lag, bei mir und den meisten Anderen war die Luft raus.

12 Stunden Ausflüge mit 5 Stunden Busfahren bei extremer Hitze kostet viel Qi. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass unsere letzte Woche so aussieht, dass wir immer einen Tag Programm haben und einen Tag frei. Die hier erlernten Übungen sind wunderbar, so haben gestern Abend 90 Minuten üben gereicht, um mich von dem anstrengendem Tag zu erholen.
Das Ritual wirkt auf interessanten Ebenen nach. Vorletzte Nacht habe ich von Schwarzmagie und Hexenverbrennungen geträumt, ich war natürlich auf der Seite der Guten ;-). Trotzdem haben mich die heftigen Bilder durch den ganzen Tag begleitet. Vorhin beim üben habe ich von Baumgeistern geträumt. Überhaupt ist es für mich angenehm und fühlt sich ganzheitlicher an, dass mir meine Träume hier bewusster als zu Hause sind.

Nun kommt ja so langsam der Endspurt, 2 von uns sind am Montag schon zurück geflogen und ich freue mich auf zu Hause. Wie formulierte es vorhin eine Mitreisende, dass Beste ist, sich aufs Wegfliegen zu freuen und sich dann wieder auf zu Hause zu freuen.

Herzensqi und bis bald,
Jan